Die Idee einer regelbasierten Weltordnung und des globalen Freihandels stehen zur Disposition. China nutzt unfaire Praktiken, um eigene Unternehmen zu stützen, während die USA mit Zöllen drohen. Die EU sollte sich darauf fokussieren neue Partnerschaften mit aufstrebenden Wirtschaftsräumen zu schmieden, damit wir auch in einer fragmentierten Welt gemeinsam wachsen und Wohlstand vermehren können.
Der internationale Freihandel steht zunehmend unter Druck. Der von Donald Trump initiierte Handelskrieg gegen China und die Ankündigung hoher Zölle auf europäische und lateinamerikanische Produkte werden schwerwiegende Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben. Denn Zölle und Handelsbarrieren verteuern Waren und hemmen globale Lieferketten. Gerade exportorientierte Volkswirtschaften wie Deutschland sind auf offenen Handel angewiesen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit und ihr Wohlstandsmodell zu sichern.
Während die USA unter Trump Zölle einführen und China durch staatliche Subventionen die globalen Handelsregeln umgeht, ist die EU die einzige große Wirtschaftsmacht, die trotz der Möglichkeit, sich hinter eigenen Handelsbarrieren zu verschanzen, weitgehend offen bleibt. Das ist richtig, denn Handelskriege kennen nur Verlierer. Und Zölle treffen am Ende vor allem die Verbraucher. Schon Trumps frühere Zölle auf chinesische Produkte zeigten, dass letztlich die amerikanischen Haushalte die Kosten tragen mussten.
Darum muss Europa den entgegengesetzten Weg gehen: Wir müssen unsere Handelspolitik strategisch ausrichten und weitere Freihandelsabkommen schließen, um unsere wirtschaftliche Resilienz zu stärken. Ein gutes Beispiel ist das lange ausgearbeitete Freihandelsabkommen mit den MERCOSUR-Staaten, das Ende letzten Jahres beschlossen wurde. Durch das Abkommen entsteht die weltweit größte Handelszone, die über 700 Millionen Menschen umfasst – in Zeiten nationaler Alleingänge hat dies allein symbolisch einen hohen Wert.
Aber auch real wird diese Kollaboration erhebliche Wertschöpfung für alle Beteiligten schaffen: neue Absatzmärkte werden erschlossen, Lieferketten ausgebaut, der Austausch von Waren und die Mobilität von Menschen erleichtert. Und nur wenn wir uns unternehmerisch im Ausland engagieren, können wir dort zur Hebung sozialer und ökologischer Standards beitragen.
Ein stärker diversifizierter Handel schützt europäische Volkswirtschaften zudem vor geopolitischen und wirtschaftlichen Schocks. Mehr Freihandel verringert unsere Abhängigkeit von einzelnen Märkten und erhöht die Resilienz von Produktionsketten – wie wichtig das ist, zeigen uns die COVID-Pandemie und die aktuellen Spannungen mit Russland und China.
Angesichts dieser Vorteile und angesichts der globalen Verflechtung der deutschen Wirtschaft ist Freihandel für uns alternativlos.
Besonders das von Trumps Zöllen bedrohte Mexiko ist für Deutschland ein wichtiger Wirtschaftsstandort. Über 2.100 deutsche Unternehmen sind hier aktiv, insbesondere in der Automobilindustrie. Mexiko ist derzeit vornehmlich Produktionsstandort für den Export in die USA, könnte perspektivisch aber auch selbst zur Exportdestination, zum Rohstoffpartner und Markt für qualifizierter Arbeitskräfte werden. Dies trifft auch auf die MERCOSUR-Staaten Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay zu.
Wenn die USA sich hinter Zollschranken zurückziehen, kann dies die Chance für eine intensivierte Zusammenarbeit zwischen den Staaten Mittel- und Südamerikas sowie Deutschland und der EU eröffnen. Die EU sollte also ihre Handelspolitik gezielter ausrichten und verstärkt auf neue Handelsabkommen setzen.
Gleichzeitig müssen wir unsere Unternehmen wettbewerbsfähiger machen, indem bürokratische Hürden und regulatorische Einschränkungen reduziert werden. Stattdessen sollten mehr wirtschaftliche Chancen auf den internationalen Märkten geschaffen werden, um europäische Firmen global besser zu positionieren. Dafür stehen wir Freie Demokraten bei der nächsten Bundestagswahl bereit.
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